rückblick:
als uns ab weihnachten 1937 der aufenthalt im "haus
nazareth" am leibusch in langerfeld (nahe heckinghausen)
verboten worden war, hatte unsere gruppe in den jahren
1938 bis 1941 nachmittags und abends zutritt zur turnhalle
der Carl-Duisberg-oberrealschule an der diesterwegstrasse.
(1861-1923 oberrealschule barmen, 1923-1943 carl-duisberg-oberrealschule,
ab 1943 Carl-Duisberg-Gymnasium. bündische keil-schule
schon in den zwanziger jahren).
die nutzung der räumlichkeiten ermöglichte
uns der jugendbewegte antifaschist und bekennende christ
studienrat Georg Maus, religionslehrer an der schule.
er stellte uns mit wissen und duldung von studienrat
dr. Klemm, aber ohne wissen des damaligen direktors,
OStD dr. Wilmanns, die schlüssel des gebäudes
zur verfügung.
in der turnhalle, die sich auf dem schulhof des CDG
befand, der zwischen der Diesterweg-strasse und sonntag-strasse
angelegt war, übten wir uns in "kendo" und "jiu-jitsu"
und hielten im lehrer-aufenthaltsraum unsere leseabende
ab. im scheine eines wachslichtes, das auf einem totenschädel
befestigt war, lasen wir Grigorij Bjelychs und Leonid
Pantelejews "schkid - die republik der strolche", des
ziegelsbrenners Ret Marut-B. Traven "totenschiff", Alexander
Fadejews "die neunzehn", ganz im stil geheimer logen;
und wir gerieten überdies in schicksalhaften kontakt
zu den mitgliedern des "jugendboxclub oberbarmen", dessen
sehr robuste jungen in der turnhalle trainierten. aus
dieser verbindung ging 1940 eine der von den nazis in
wuppertal gefürchteten hart zuschlagenden knocker-gruppen
hervor, die gegen die HJ, SA, SS und gegen wehrmachts-einrichtungen
aufzubringen waren. wir wollten unsere freundschaftliche
sinn-gemeinschaft gegenüber den nazis zu behaupten;
sie, die knocker, wollten dem diktatorischen staat -wo
es und wie es nur ging- spürbare harte schläge
versetzen!
der schul-pedell, onkel eines unserer jungen, verhielt
sich uns gegenüber tolerant. aber aufgrund einer
leichtsinnigen erzählung wurden unsere "schul-umtriebe"
bekannt. das brachte uns ärger ein und den schul-direktor
dr. Wilmanns gegen uns auf! so endete dort unsere
zeit: dr. Wilmanns war von der NSDAP-kreisleitung
wegen der bündischen aktivitäten an seiner
schule gerügt und verpflichtet worden, diese
radikal zu beenden. jeder schüler erschien nun
als verdächtig, mit uns im bunde zu sein: die
schüler des CDG insgesamt gerieten unter argwöhnische
beobachtung seitens der schulleitung und der -von
ihr über alle anstössigen vorgänge
stets unterrichteten- HJ-führung. (5) (5.1).
OStD dr. Wilmanns, der ängstliche spiesser und
botsmässige staatsdiener, richtete besondere
stunden weltanschaulicher auseinandersetzung mit den
gemeingefährlichen HJ-feindlichen jugendlichen
in oberbarmen ein, die tatsächlich die HJ von
der strasse vertrieben hatten. er liess seine schüler,
manche unserer freunde waren dabei, diktate über
das treiben der informellen gruppen schreiben: »sie
seien alle nur kriegs-drückeberger und feiglinge,
denen nichts gerechteres passieren könne,
als spornstreichs an die am meisten bedrohten abschnitte
der ostfront geschickt zu werden!« diktierte
er. -
dr. Klemm wurde 1941 zur wehrmacht einberufen. (er war
nach dem kriege, ab 1952, direktor der schule). unser
freund dr. Georg Maus aber, den wir »kater«
nannten, fiel den nazis zum opfer! beim angriff der
RAF auf elberfeld (25. juni 1943) äusserte er angesichts
der brennenden stadt in aller öffentlichkeit: "diese
feuersbrunst ist das rechte zeichen für das »3.
reich«. aus den höllischen flammen ist es
gekommen, und in flammen wird es untergehen. dieses
schreckliche feuer ist gottes gericht über unsere
angeblich so fromme stadt dafür, dass wir auch
als christen zu all dem frevel viel zu viel geschwiegen
haben!" (6).
ein fanatischer nazi-schläger, angeblich ein GESTAPO-mann,
misshandelte den schmächtigen träumer Georg
Maus daraufhin inmitten einer masse geifernder zuschauer.
die polizei nahm dr. Maus fest, aber er entging aufgrund
der intervention eines einflussreichen freundes zunächst
der einweisung in ein konzentrationslager; er wurde
lediglich als geschichts- und religionslehrer an das
Göttenbach-gymnasium in idar-oberstein versetzt.
als er hier aber die christliche feindesliebe auch gegenüber
den abgeschossenen RAF-flugzeugbesatzungen predigte,
die man nicht misshandeln oder gar töten dürfe,
wurde er mitte mai 1944 von einer schülerin denunziert.
er kam ins untersuchungsgefängnis berlin-moabit
und starb im februar 1945 auf einem transport ins konzentrationslager
dachau. in lichtenfels am main wurde seine leiche -gemeinsam
mit anderen "hungertoten"- einfach aus dem transportzug
geworfen.
(5) |
wenn
heute der angeblich empirisch-wissenschaftlich
arbeitende ... jedoch extrem verallgemeinernd
und oberflächlich kombinierende ... prominenteste
der cliquen-schreiber ... Alfons Kenkmann ...
ein an die NSDAP gerichtetes unterwürfiges
schreiben des um seine reputation fürchtenden
kleinmütigen karrieristen dr. Wilmanns als
ein die wirklichkeit beschreibendes dokument ausgibt,
so beweist das lediglich, dass er damit (warum
wohl nur?!) den ungeist des nazi-faschismus weiterträgt.
(siehe hierzu die hass-tiraden Kenkmanns und seine
verunglimpfung der antifaschistischen volks-jugendbewegung
in seinem beitrag: >navajos, kittelbach- und
edelweiss-piraten. jugendliche dissidenten im
"dritten reich". in: >piraten, swings und junge
garde<, hrg. Wilfried Breyvogel, bonn 1991.
in seinem zwanzigseitigen beitrag (seiten 138-158)
verwendet Kenkmann 114 mal nazifaschistische schimpfwörter
als bezeichnungen illegaler jugendgruppen.)
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(5.1) |
dr.
Wilmanns übergab 1942 ... ausser dem genannten
schreiben ... die gegen angebliche informelle gruppen
gerichteten (abschreckend wirken sollenden gehässigen)
schüler-aufsätze der NSDAP-ortsgruppe
oberbarmen. heute befinden sie sich angeblich im
landesarchiv rheinland-pfalz koblenz und dienen
leuten wie Alfons Kenkmann als "authentische berichte"
... wessen? der nazis selbstverständlich, deren
menschenverachtende gegner-darstellungen sie als
bauteile ihrer also dann ebenfalls menschenverachtenden
kompilationen verwenden. |
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(6) |
diese
geschichte wird bis heute in der "stadt der SA"
(was ein Goebbel'scher ehrenname für wuppertal
war) totgeschwiegen. die sache ist wohl allen -zu
demokraten mutierten nazis- auch heute noch zu peinlich,
die sich andrerseits mit der "barmer erklärung
der bekennenden kirche" schmücken. |
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